Frauen im Schützenverein

Frauen im Schützenverein

Wer sich die Parade oder die Umzüge an Schützenfest ansieht, wird es feststellen. Frauen als aktive Mitglieder im Schützenverein sind eher eine Seltenheit. Dabei sind in Weckhoven im Reitercorps, sowie in den Musikvereinen – namentlich das Bundesfanfarencorps St. Paulus und das Tambourcorps Weckhoven – Frauen zugelassen. Zu diesem Thema ergeben sich viele spannende Fragen, welche Kristina Zeiger aus dem Reitercorps und Tamara Kalinowski aus dem Fanfarencorps bei einem Interview beantwortet haben.

 

Kristina Zeiger ist Beamtin und seit 12 Jahren Mitglied im Reitercorps.

 

Tamara Kalinowski ist Abiturientin und seit 11 Jahren Mitglied im Bundesfanfarencorps St. Paulus.
 

Wie kam es dazu, dass du dich dem Reitercorps angeschlossen hast?

 

 

Wie kam es dazu, dass du dich dem Fanfarencorps angeschlossen hast?

„Im Jahr 2005 bin ich noch auf dem Gut Neuhöfgen geritten. Dort traf sich das Reitercorps zum Antreten. Wir als Stallmädels wuselten immer zwischen den Pferden und halfen beim Fertigmachen. In diesem Jahr fiel wohl krankheitsbedingt ein Reiter aus, sodass auf die Schnelle ein Ersatz gefunden werden musste. Dieser Ersatz war ich dann und es gefiel mir so gut im Reitercorps, dass ich dabei geblieben bin.“ „Mein Vater ist seit 2002 Mitglied im Fanfarencorps. Mit Ende 5 hat er mich zur Probe mitgenommen und ich habe mir ein Instrument ausgesucht. Mit sechs Jahren bin ich dann das erste Mal mit der Fanfare über den Lindenplatz marschiert.“
 

Du reitest auch privat. Gibt es bestimmte Regeln, die erfüllt werden müssen, dass du auf dem Schützenfest mit reiten darfst?

 

 

 

Welche Instrumente spielst du?

 

„Wichtig ist natürlich, dass man die Kontrolle über das Pferd halten kann. Da es sich um Lebewesen handelt, können immer Situationen auftreten, die nicht vorhersehbar sind, zum Beispiel, dass das Pferd erschrickt. Hier muss der Reiter wissen, wie zu reagieren ist. Eine weitere Regel ist, dass die 0-Promille beim Reiten eingehalten werden, um die volle Kontrolle über das Pferd gewährleisten zu können.“ „Ich habe mit der Fanfare begonnen, da es sich hierbei um das klassische Einsteigerinstrument handelt. Danach habe ich auch noch Trompete-Spielen gelernt.“
 

Wie oft und wann übt ihr mit den anderen Mitgliedern des Corps?

 

„Einmal im Monat haben wir eine gemeinsame Reitstunde im Reitstall Schmitz in Krefeld, von welchem wir auch die Pferde für das Schützenfest „ausleihen“. So wird gewährleistet, dass auch die Mitglieder, die kein eigenes Pferd besitzen, regelmäßig reiten. So kommt niemand aus der Übung und wir haben gemeinsam Spaß beim Training.“ „Wir üben zwei Mal die Woche und zwar montags und donnerstags von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr in der Grundschule Kyburg.“

 

 

Das Schützenleben findet nicht nur an Schützenfest statt. An welchen Aktivitäten deines Corps nimmst du weiterhin teil und was gefällt dir besonders gut?

 

„Neben unseren gemeinsamen Reitstunden führen wir an jedem ersten Freitag im Monat eine Versammlung durch, um Termine abzustimmen, Vorschläge für den Verein zu unterbreiten oder auch Spargeld für Schützenfest einzahlen zu können. Auch drehen wir jedes Jahr eine gemeinsame Runde über die „große“ Neusser Kirmes, und auch sonst unternehmen wir über das Jahr verteilt immer wieder etwas gemeinsam. Während der Wintersaison besuchen wir beispielsweise die Krönungen der anderen Korps. „Wir spielen mit unserem Corps auf den verschiedensten Schützenfesten im Umkreis. Zwischen 8 und 10 Stück in der Saison kommen dabei gut zusammen. Außerdem haben wir diverse Auftritte auf Krönungen oder privaten Veranstaltungen. Das ist insgesamt zwar sehr zeitintensiv, jedoch macht es mir immer wieder viel Spaß. Dadurch, dass wir auch auf vielen auswärtigen Schützenfesten unterwegs sind, haben sich viele Bekanntschaften und auch Freundschaften gebildet. Daher freut man sich immer wieder dort diese Menschen zu sehen. Wenn ich mich beispielsweise an Wochenende zwischen einem Auftritt oder einem Treffen mit meinen anderen Freunden entscheiden müsste, würde ich immer dem Verein den Vorzug geben.“
 

Sind auch Teile deines Freundeskreises Mitglied in deinem Corps?

 

„Ich habe durch das Reitercorps viele neue Freunde dazugewonnen. Die Mitglieder sind wie eine Familie für mich geworden. Daher haben sich natürlich durch das Reitercorps einige sehr enge Freundschaften gebildet.“

 

„Auch einige meiner Freunde sind Mitglied im Fanfarencorps. Aus der Schule sind es eher die Jungs, welche auch Mitglied im Schützenverein sind. Einige meiner Freunde aus dem Corps kannte ich schon vorher aus Weckhoven, andere habe ich durch das Corps kennengelernt.“
 

Was halten deine Freunde, welche nicht im Schützenverein aktiv sind, von deiner Mitgliedschaft?

 

„Von meinen Freunden und Kollegen erhalte ich dahingehend volle Unterstützung, wobei ich dazu sagen muss, dass beinahe alle meiner männlichen Kollegen selber im Schützenverein aktiv sind und daher meine Leidenschaft für den Verein gut nachvollziehen können. Doch auch diejenigen, die nicht selber aktiv sind, finden meine Mitgliedschaft gut, gerade, weil es für Frauen nicht üblich ist, Mitglied im Schützenverein zu sein.“ „Meine Freundinnen aus der Schule sind eher nicht am Schützenverein beziehungsweise an einer Mitgliedschaft im Fanfarencorps interessiert, da es sich um ein sehr zeitintensives Hobby handelt. Viele haben bereits feste Hobbies und außerdem nimmt auch die Schule einen Großteil der Zeit ein.“
 

Was gefällt dir besonders gut am Schützenleben?

 

„Mir gefällt besonders gut, dass durch das Schützenleben Traditionen bewahrt werden können. Vieles würde in Vergessenheit geraten, wenn nicht durch den Schützenverein unser Brauchtum gepflegt werden würde. Man trifft viele Bekannte, die eventuell aus Neuss weggezogen sind, mindestens einmal im Jahr wieder, weil sie für das Schützenfest zurück in die Heimat kommen. Das Schützenwesen ist somit ein Ort des Wiedersehens und der Kontaktpflege. Man kann außerdem auch Bekanntschaften machen, die außerhalb des Schützenvereins wichtig und sinnvoll sind. Das finde ich wirklich schön“ „Besonders gefallen mir die jährlichen Ausflüge des Jugendarbeitskreises. Auch besonders wichtig ist mir, dass sich durch den Schützenverein Freundschaften geschlossen haben, welche auch über den Weckhovener Verein hinausgehen.“

 

   

Wie gefällt es dir eine Uniform zu tragen?

 

  „Anfangs hatte ich mit der Uniform meine Probleme. Auch da sie als Waffenrock nicht besonders vorteilhaft geschnitten ist. Mittlerweile sehe ich die Uniform aber auch als eine Art der Repräsentation unseres Corps an und daher trage ich sie gerne und mit Stolz. Abends wird sie aber auch mit der Zeit etwas schwer, sodass wir uns am Schützenfest vor der Party im Zelt kurz umziehen.“
 

Hattest du schon einmal negative Erfahrungen gemacht, beziehungsweise gibt es etwas, was dir am Schützenverein nicht gefällt?

 

„In all den Jahren meiner Mitgliedschaft habe ich keine schlechten Erfahrungen machen müssen. Natürlich streitet man sich ab und zu, das ist im menschlichen Zusammenleben normal. Bisher konnte jedes Missverständnis oder Problem aufgeklärt und aus der Welt geschafft werden.

Ich hatte auch noch nie Angst abends vom Zelt nach Hause zu gehen. Es begleiten einen immer andere Schützen, die auf einen aufpassen. Daher fühle ich mich immer sehr sicher.“

„Ich habe noch keinerlei schlechte Erfahrungen im Schützenverein gemacht. Das Fanfarencorps und auch der Schützenverein im Allgemeinen sind wie eine große Familie und jeder passt auf den anderen auf.“
 

Viele Mitglieder des Vereins wachsen schon von Klein an mit dem Schützenwesen auf. Welche Argumente könnten auch junge Menschen, deren Eltern nicht im Verein aktiv sind, davon überzeugen sich dem Schützenverein anzuschließen?

 

„Der Schützenverein ist für junge Menschen attraktiv, da hier ein Zusammenleben in der Gemeinschaft gestaltet wird. Egal wann Hilfe benötigt wird, man bekommt sie, und zwar aus allen Korps, und nicht nur dem eigenen. Viele Unternehmungen, auch außerhalb des Schützenfestes, werden angeboten, zum Beispiel die jährlichen Ausflüge des Jugendarbeitskreises. Auch hier können wieder neue Freundschaften geschlossen werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit – bereits in jungen Jahren – in die Königswürde „reinzuschnuppern“, als Edelknaben-, Schüler- oder Jungschützenkönig. Hierbei stehen die jungen Mitglieder des Vereins im Mittelpunkt.“ „Der Schützenverein bietet eine tolle Gemeinschaft mit Gleichaltrigen. Insbesondere im Fanfarencorps kann man das Spielen vieler verschiedener Instrumente erlernen. Die musikalische Ausbildung hierzu ist kostenlos. Wie ich schon beschrieben habe, ist das Fanfarencorps wie eine zweite Familie für mich geworden. Der Zusammenhalt innerhalb des Corps ist sehr groß und jeder steht für den anderen ein. Ein Argument, welches auch für Eltern eine wichtige Rolle spielen kann, ist, dass alle Mitglieder und vor Allem die Jungendbetreuer auf die jungen Mitglieder aufpassen. Ich habe mich aufgrund dieses Zusammenhaltes noch nie unsicher gefühlt.“
Tamara
Tamara
Kristina
Kristina

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