Sappeure
Im Jahre 1875 gründete sich der damalige Sappeurzug Weckhoven aus den Mitgliedern des Schützenvereins St. Ferdinandus Weckhoven. Aus mündlichen Überlieferungen ist bekannt, dass im April dieses Jahres aus einer Bierlaune heraus, einige Weckhovener Bürger beschlossen, neben den Grenadieren auch Sappeure im Regiment mitmarschieren zu lassen. Leider konnten aus den Kassenbüchern des Schützenvereins die Namen der Gründer nicht einwandfrei identifiziert werden, da keine zugweise Anmeldung, sondern fortlaufende Eintragung erfolgte.
Johann Bolz, Mitglied des Sappeurzuges Weckhoven vor dem Ersten Weltkrieg, konnte uns die Namen Wilhelm L`honneux, Martin L`honneux, Peter Conrads, Jakob Thun, Heinrich Meuter und Wilhelm Heubach nennen, die in dieser Zeit den blauen Sappeurrock getragen haben. Als nach dem 1.Weltkrieg (1914-1918) im Jahre 1920 wieder ein Schützenfest in Weckhoven gefeiert werden durfte, waren die Gebr.L`honneux, Peter Conrads und Heinrich Meuter wieder dabei. Mit ziemlicher Gewissheit sind in dieser Zeit auch die Namen Josef Gippert (Lehrer in Weckhoven), Heinrich Haufs, Christian Becker, Johann Brandt, Fritz Schraa, Josef Müller, Josef Justenhoven und Josef Wetschjovek im Sappeurkorps mitmarschiert.
1922, 1923 und 1924 fiel in Weckhoven das Schützenfest wegen Inflation aus. Martin L`honneux und Josef Gippert übernahmen im Jahre 1925 die Aufgabe, die Sappeure neu zu formieren und sie anzuführen. Auch 1926 führten diese beiden die Sappeure durch Weckhoven. Der unvergessene Rainer Clemens übernahm im Jahre 1927 das Kommando über die Sappeure und stand bis 1955 dem Sappeurzug als Hauptmann vor. Am 23.April 1950 beging der Sappeurzug sein 75 jähriges Bestehen.
Nach vorhandenen Zeitungsberichten herrschte an diesem Tage in Weckhoven echte Kirmesstimmung, zumal die Bevölkerung und befreundete Sappeure regen Anteil nahmen. 1956 löste der bisherige Oberleutnant Johann Piel den bewährten Rainer Clemens als Hauptmann ab und schritt den Sappeuren bis zur 100-Jahr Feier des Schützenvereins im Jahre 1963 voran. Aus den Reihen der Sappeure ging im Jahre 1959 wieder ein Schützenkönig hervor. Große Freude herrschte, als der amtierende Oberleutnant Karl Nover, nach Heinrich Haufs, der im Jahre 1936 Schützenkönig von Weckhoven war, in diesem Jahr diese Würde erringen konnte.
Leider musste nach der 100-Jahr Feier des Schützenvereins, Johann Piel und einige weitere Sappeure ihrem Alter Tribut zollen und nahmen Abschied vom aktiven Schützenleben. Ein neuer Aufbau war erforderlich. In dieser schweren Zeit übernahm der bisherige Oberleutnant Karl Nover die Verantwortung und konnte in kurzer Zeit die Truppe wieder zu einer stattlichen Zahl führen. Als Oberleutnant wurde Rudolf Fechner gewählt. Das 90-jähriger Jubiläum wurde am 30.4.1965 im Saale Deuss gefeiert. In diesem Jahre erhielt der Sappeurzug vom Schützenverein als Anerkennung für sein 90-jähriges Mitwirken die offizielle Bezeichnung „ Sappeurkorps “ zugesprochen; gehörten aber weiterhin dem Grenadierkorps an. Im Jahre 1968 trat der bisherige Spieß Philipp Ippers die Führung an. Nachdem der altersbedingte Neuaufbau abgeschlossen war und die Sappeure mit 12 Aktiven „de Lingeplatz erop “ kamen, fallen in dieser Zeit die Anschaffung der ersten eigenen Uniformen. Im Jahre 1970 konnte erstmalig in kompletten, eigenen Uniformen aufmarschiert werden. Den vielen begeisterten Zuschauern wurde ein Bild geboten, wie es imposanter kaum möglich war. In diesem Jahr fiel auch die Neuanschaffung einer zweiten Uniform, Bestehend aus einer Clubjacke und grauer Hose, ist sie als Erweiterung zu der ersten Uniformgarnitur gedacht. Getragen wird sie bei Veranstaltungen die außerhalb der Umzüge liegen. Auch der Zusammenschluss von 40 Sappeurkorps zu einer Interessengemeinschaft ist auf die Jubiläumsfeier am Schützenfestsonntag 1975 zurückzuführen. Seit Anschaffung der Regimentsfahne im Jahre 1978 bis 1994 wurde sie von den Sappeuren, dem Schützenregiment vorangetragen.
Hauptmann Philipp Ippers musste aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1981 die Verantwortung für die Sappeure niederlegen. Seit diesem Zeitpunkt habe ich die Führung des Sappeurkorps übernommen. Zum Schützenfest 1995 stellte das Sappeurkorps nach 36 Jahren wieder einmal den Schützenkönig.
Der langjährige Spieß Friedrich Kokesch, konnte sich gegen zwei Mitbewerber an der Vogelstange durchsetzen, und stellte mit seiner Königin Marlene ein sympathisches Königspaar dar. Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr war auch die Beförderung des Sappeurhauptmanns durch Oberst Herbert Breuer am Kirmesmontag zum Major. Offensichtlich auf die Entstehungsgeschichte zurückführend, waren die Sappeure bis zu diesem Zeitpunkt dem Grenadierkorps angeschlossen. Durch die Beförderung wurden die Sappeure damit nach 120 Jahren erstmalig ein eigenständiges und gleichberechtigtes Korps im Regiment.
Das Land NRW feierte am 1.9.1996 in der Landeshauptstadt Düsseldorf sein 50-jähriges Bestehen. Aus allen Gebieten des Landes wurden Abordnungen geschickt, die einen ca.6,5 km langen Festzug mit ca.5000 Teilnehmer bildeten. Das Sappeurkorps Weckhoven durfte hierbei gemeinsam mit den Vorreitern und den Edelknaben aus der Innenstadt die Stadt Neuss vertreten. Aber nicht nur dem Schützenwesen haben sich die Weckhovener Sappeure verschrieben, auch auf die Hilfe im sozialen Bereich, legt das Korps großen Wert. So werden seit vielen Jahren Aktivitäten unternommen, um Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen. Im Jahre 1992 führten die Sappeure anlässlich des furchtbaren Krieges in Jugoslawien eine Sammlung in Weckhoven durch, die mehr als 8 Tonnen schweres Spendenaufkommen an Nahrung, Kleidern und anderen Hilfsmitteln erbrachten. Zum Neusser Schützenfest unterhalten die Sappeure mit ihren Frauen seit vielen Jahren einen Getränkestand. Ein Teil der Einnahmen wurde seit Beginn für caritative und soziale Notwendigkeiten verwandt. Seit 1995 verkaufen die Männer, Frauen und Kinder des Sappeurkorps Weckhoven selbstgebackenen und gespendeten Kuchen, Grillwürste, Kaffee und sonstiges Gebäck beim Moselstrassenfest ebenfalls ausschließlich für einen sozialen Zweck. So konnte bisher mehr als 30.000 ,-€ aus den Einnahmen zur Verfügung gestellt werden. Wenn man abschließend die Zeitspanne rückschauend betrachtet, kann das Sappeurkorps Weckhoven zufrieden und stolz sein Trotz schwieriger Zeiten und widriger Umstände in den jetzt 133 Jahren, ist die Gemeinschaft gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Die Sappeure haben heute im Weckhovener Schützenwesen einen festen Platz und sind eine tragende Säule im Regiment. Sie zeigen sich gegenüber den Problemen in unserer Gesellschaft aufgeschlossen und hilfsbereit. Den zukünftigen Jahren kann das Korps mit Vertrauen und Zuversicht entgegenschauen.